Zusammenfassung
Hintergrund Die Zahlen von Menschen, die ihre sexuelle Identität nicht als heterosexuell sondern
als schwul, lesbisch, bisexuell oder in einer anderen Kategorie definieren, steigen
seit Jahren leicht an; man schätzt, dass in westlichen Ländern ca. 5% der Bevölkerung
zu den sexuellen Minderheiten zu rechnen sind. Diese Studie ist darauf angelegt, die
psychischen Problemlagen der sexuellen Minoritäten anhand US-amerikanischer Bevölkerungsstudien
sowie weiterer wichtiger Studien aus anderen Ländern genauer darzustellen.
Ergebnisse Zusammenfassend ergibt sich Folgendes: Unabhängig vom Geschlecht liegt der Konsum
von Alkohol und anderen Drogen sowie die Abhängigkeit von diesen Stoffen mindestens
auf dem Niveau der heterosexuellen Männer. Lesbisch/schwule und bisexuelle Frauen
sind noch etwas stärker durch den Konsum von psychoaktiven Substanzen belastet als
schwule und bisexuelle Männer. Untersucht man Belastungen durch Depressionen und Suizidversuche,
findet man wiederum bei den sexuellen Minoritäten höhere Belastungen. LSB-Frauen haben
die höchsten Raten hinsichtlich Depressionen und Ängsten. Darüber hinaus weisen die
Daten darauf hin, dass bisexuelle Männer und Frauen hohe psychische Belastungen haben.
Alles in allem genommen ist davon auszugehen, dass die sexuellen Minoritäten einen
relativ hohen Bedarf an Behandlungen ihrer psychischen Störungen haben. Dennoch gibt
es bislang nur sehr wenige Behandlungsprogramme mit der Zielgruppe: sexuelle Minoritäten.
Schlussfolgerungen Wir benötigen dringend deutsche Studien zu sexuellen Minoritäten allgemein und besonders
zu trans* Personen mit ihren sehr spezifischen Problemlagen. Die Studien sollten
neben den Substanzkonsumstörungen der sexuellen Minoritäten auch andere psychische
Störungen erfassen. Kenntnisse über die psychische Befindlichkeit sexueller Minoritäten
sind die Grundlage für optimale Behandlungsgestaltungen.
Abstract
Background The number of persons who do not identify as heterosexual but as gay, lesbian, bisexual
or any other category increase since the last 20 years; in Western countries it is
estimated that around 5% of the population belong to the groups of sexual minorities.
This study is aimed at describing in more detail the substance use and mental health
problems of sexual minorities along the results of US-American population studies
as well as important studies form other countries.
Results In summary, the results are as follows: Consumption of alcohol and other drugs as
well as substance dependence of sexual minorities are as high as those of heterosexual
men. Women who identify as lesbian/gay or bisexual have somewhat higher problems than
gay and bisexual men. Regarding mental health problems, especially depression and
suicidal attempts, once again the problem rates of sexual minorities are higher than
those of heterosexuals. LGB-women have highest rates with depressions and anxieties.
Furthermore, data indicate a high burden of male and female bisexuals with mental
health problems. Thus, sexual minorities have a rather high need of treatment for
their mental health problems. Still, there are only a few treatment programs around
which are designed for sexual minorities.
Conclusions German studies of sexual minorities and more so of trans* persons with their specific
problems are dearly needed. The studies should produce as well data on substance use
and abuse disorders as of mental disorders in general of sexual minorities. Knowledge
regarding the mental wellbeing of sexual minorities is the basis to work out optimal
treatment plans.
Schlüsselwörter Sexuelle Minoritäten - Konsum von Alkohol und anderen Drogen - psychische Störungen
- Behandlungsansätze
Key words sexual minorities - consumption of alcohol and other drugs - mental health problems
- treatment approaches